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Mo, 11:18 Uhr
29.04.2013

Konjunktur verliert an Dynamik

Die Hoffnungen auf eine schnelle Konjunkturerholung haben einen Dämpfer bekommen – so das Fazit der jüngsten Unternehmensbefragung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt. Der Klimaindex ist um ganze sieben Punkte zur vorhergehenden Analyse gefallen und erreicht damit nur noch 100 von 200 möglichen Prozentpunkten...


Vor allem die gegenwärtige Geschäftslage wird deutlich schlechter beurteilt als noch zu Jahresbeginn. Etwas hoffnungsvoller fällt dagegen der Blick der rund 900 befragten Unternehmer in Nord- und Mittelthüringen auf die kommenden Monate aus.

„Der Konjunkturmotor stottert, die Aufträge lassen nach und die Produktion stagniert“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser die vorliegenden Ergebnisse. Die Gründe dafür lägen auf der Hand: Rekordwerte bei den Energie- und Rohstoffpreisen, eine nicht enden wollende Schuldenkrise im Euroraum sowie eine nur schleppende Inlandsnachfrage.

Branchenübergreifend schätzen deshalb nur noch 28 Prozent der Befragten ihre derzeitige Situation mit gut ein, zu Jahresbeginn waren es noch 37 Prozent. Dagegen berichten 24 Prozent von schlechter laufenden Geschäften, vor gut vier Monaten taten dies gerade einmal 14 Prozent.

„Entsprechend negativ entwickelt sich auch die Ertragslage. Fast ein Viertel der Betriebe arbeiten im Verlustbereich. Spielraum für Investitionen bleibt da wenig. Viele Pläne liegen erst einmal auf Eis“, begründet der IHK-Chef das sinkende Investitionsbudget bei jedem dritten Unternehmen.

„Erfreulicherweise wird der Arbeitsmarkt von den bestehenden Problemen kaum tangiert. Die Beschäftigungspläne der Firmen lassen auf eine Fortsetzung des positiven Trends hoffen“, so Grusser. Immerhin 88 Prozent der Befragten wollten ihre Mitarbeiterzahl beibehalten oder sogar zusätzliche Stellen schaffen.

Dabei erweise sich die Industrie – trotz des anhaltenden Störfeuers – als wichtige Stütze für den Arbeitsmarkt. Allerdings sei auch im Verarbeitenden Gewerbe für viele Firmen die Luft dünner geworden. Knapp ein Drittel der Befragten berichte von einer Verschlechterung der Ertragslage und rückläufigen Bestellungen. 18 Prozent würden sich bereits in der Verlustzone bewegen. „Vor allem die exportabhängigen Betriebe bekommen die gesunkene Nachfrage aus den Krisenstaaten zu spüren“, erläutert der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Nichtsdestotrotz liefen die Geschäfte bei 82 Prozent der Befragten gut bis befriedigend. Und auch bei den Erwartungen an den weiteren Jahresverlauf zeige sich ein kleiner Hoffnungsschimmer. Inzwischen rechneten 22 Prozent der Unternehmer wieder mit steigenden Aufträgen.

Dem Baugewerbe habe der lange und hartnäckige Winter stark zugesetzt. Witterungsbedingte Produktionsausfälle hätte die Branche noch nicht aufarbeiten können. Nur jeder zehnte Unternehmer konnte daher gute Geschäfte registrieren. Bei rund der Hälfte der Befragten seien die Aufträge zurückgegangen und habe sich die Ertragslage verschlechtert. Wieder Hoffnung machten die Aussichten auf die kommende Bausaison, wo die Mehrzahl insbesondere im Wohnungsbau hohe Investitionen erwarte.

„Im Einzelhandel bleibt die Geschäftslage angespannt. Nur wenige Händler können höhere Umsätze verbuchen, nach wie vor stecken aber noch viele Gewerbetreibende in den roten Zahlen“, sagt Grusser mit Blick auf die anhaltenden Probleme in der Branche. Obwohl der Arbeitsmarkt einen historischen Tiefstand erreicht habe, agierten die Thüringer Verbraucher eher zurückhaltend. Dementsprechend beurteilt fast jeder zweite der befragten Händler die aktuelle Situation mit schlecht.

Fazit des IHK-Hauptgeschäftsführers: „Der konjunkturelle Start ins neue Jahr verlief äußerst verhalten. Die immer noch ungelöste Schuldenkrise dämpft die Laune in den Thüringer Chefetagen erheblich. Chaotische Zustände in Italien, Rekordarbeitslosigkeit in Spanien und Frankreich, Bankenrettung in Zypern – jeden Tag werden die Unternehmer mit neuen Hiobsbotschaften konfrontiert. Die Nervosität und Unsicherheit wächst.

In der gesamten Eurozone scheint die Frühjahrsbelebung auszufallen, denn die Südländer stecken tief in der Rezession. Das geht natürlich nicht spurlos an den Thüringer Firmen vorüber, deren Außenhandelsaktivitäten stark auf die europäischen Märkte orientiert sind. Nun kommt es darauf an, trotz konsequenter Sparpolitik die Konjunktur nicht abzuwürgen. Das wird eine komplizierte Gratwanderung. Europa hat die Krise wohl noch lange nicht hinter sich, im Gegenteil: viele Unternehmer befürchten eine weitere Verschärfung der Lage.“
Autor: red

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