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Do, 06:11 Uhr
28.02.2013

Diskussion ohne Versprechen

Welche Zukunft haben die kleinen Gemeinden im Landkreis Nordhausen? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Es wird einige Dörfer geben, die durch den strukturellen Wandel aussterben werden - aber nicht alle. Ein weiterer Bericht aus der aktuellen Stunde des Landkreises in Neustadt von Sandra Witzel...

Aktuelle Stunde in Neustadt (Foto: nnz) Aktuelle Stunde in Neustadt (Foto: nnz)

Die Menschen vor Ort müssen einbezogen werden, sie können die Gemeinden lebenswert machen. Mit gutem Beispiel voran geht die Gemeinde Neustadt, in der die Einwohnerzahl seit Jahren konstant geblieben ist. Hier leben 1111 Menschen. Wer hier in Neustadt wohnt, der wohnt hier ganz bewusst, weil er seine Feierabendruhe sucht, erläuterte Dirk Erfurt, der Neustädter Bürgermeister.

Mit Wohnruhe lässt sich in Städten nicht immer werben, ist er sich sicher. Bebauungspläne sind auch aktuell in Bearbeitung und auch der Fremdenverkehr hat hier eine große Bedeutung, denn der Tourismus ist in Neustadt der Wirtschaftsfaktor Nummer eins. Aber auch hier werden die kulturellen Angebote von ehrenamtlich engagierten Einwohnern übernommen. In Neustadt haben die Einwohner erkannt, dass sich das Warten auf Geld von „oben“ nicht lohnt, sagte Erfurt.

Finanzielle Unterstützung wird dennoch benötigt, das Luftgutachten für den anerkannten staatlichen Luftkurort kostete 2002 der Gemeinde 10.000 Euro. Der Tourismus ist eine freiwillige Aufgabe der Gemeinde und aufgrund der Geldnot nicht mehr im neuen Haushaltsplan zu finden, berichtete Peter Sieckel, Erfurts Vorgänger im Amt. Das muss sich ändern, denn wie soll sich die Gemeinde den neuen Entwicklungen stellen? Im Dezember 2014 läuft der Status „anerkannter staatlicher Luftkurort“ aus, ein Faktor mit dem die Gemeinde bei Urlaubern wirbt.

Zu Jahresbeginn wurde die Kurtaxe auf 1,25 Euro angehoben, damit werden beispielsweise die Grünanlagen, die öffentliche Toilette und die Touristikinformation finanziert. Kulturelle Angebote für die Urlauber werden von der Trachtengruppe oder dem Männerchor übernommen, alles ehrenamtlich. Auch für das Waldbad gründete sich ein Förderverein, der bis jetzt rund 30.000 Euro in das Freibad investierte, neben vielen Arbeitseinsätzen. Die Zeiten sind nicht rosig, doch der Tourismus darf nicht vernachlässigt werden, stimmte Dirk Erfurt zu. Unterstützung vom Landkreis ist nicht zu erwarten.

Joachim Schoolmann, seit vielen Jahren Mitglied im Harzklub Zweigverein Neustadt/Osterode, sprach in der Diskussion notwendige Einsparungen in den Verwaltungen an. Es gibt zwei riesige Verwaltungen, die der Stadt und die des Landkreises. Sie müssen vom Steuerzahler finanziert werden. Durch Zusammenlegungen könnte Geld eingespart und anders eingesetzt werden, sagte der engagierte Neustädter. Die Bevölkerung wird immer weniger, nur die Verwaltungen bleiben gleich groß.

Immer wieder wird die gleiche Kuh durchs Dorf getrieben, entgegnete Landrätin Birgit Keller und meint damit die aktuelle Diskussion um die Strukturreform. Einige meinen, dass durch eine Gebietsreform alles günstiger wird, das stimmt aber nicht. Sie setzt sich für eine funktionale Verwaltungsreform ein und rechnet vor, dass im Landkreis 460 Mitarbeiter insgesamt in der Verwaltung arbeiten, 367 in der Verwaltung direkt. Mit einem sogenannten übertragenen Wirkungskreis sind 107 Mitarbeiter beschäftigt. Das Land Thüringen versucht also durch Weiterreichung von Aufgaben einzusparen, erläutert Keller. Mit wie viel Personal die Landkreisverwaltung die Daseinsvorsorge erfüllen kann, ist die Frage, auf die sie die Antwort finden will.

Ein anderes Problem stellt sich den Ellricher Bürgern, die auch zahlreich zur Veranstaltung gekommen waren und immer wieder für den Bau ihrer 2 Felder Schulsporthalle warben. Es soll kein politischer Schlagabtausch werden, sagte Matthias Ehrhold, Ellricher Bürgermeister. Seit sechs Jahren wird das Projekt geplant, es gibt schriftliche Zusagen des Landkreises, dennoch ist der Bau ungewiss. 2,4 Millionen Fördermittel wurden für den Bau der Mehrzweckhalle zugesagt, jedoch hat der Landkreis eine Prioritätenliste für die Turnhallensanierung und da befindet sich Ellrich erst auf den 3. Platz.

"Ich bin nicht bereit den Menschen in Ellrich etwas zu versprechen, was nicht finanziert werden kann", entgegnete Landrätin Birgit Keller mit dem Hinweis, dass jedoch nicht sie, sondern der Kreistag eine Entscheidung treffen wird. Dieser Beschluss steht am 9. April auf der Tagesordnung der Sitzung. Wir fühlen uns abgehängt, deutete der Ellricher Michael Schulze an. Dabei ist die Entwicklung der Infrastruktur für die Menschen so wichtig.

Hans-Peter Köthe, Leiter der Regelschule Niedersachswerfen, setzt sich für die Sanierung der Schulen im Landkreis ein. Die rund 180 Schülerinnen und Schüler müssen in Niedersachswerfen auf die mittlerweile 40 Jahre alten Toiletten gehen, hier ist dringend Handlungsbedarf. Er lud die Landrätin zu einer Besichtigung ein, die versprach, sich die Problematik anzusehen, obwohl nur 700.000 Euro vom Land für alle Schulen bereit gestellt werden. Der Landkreis darf dafür keine weiteren Kredite aufnehmen, sagte Keller.

Die Frage nach der Entwicklung der Stützpunktfeuerwehren stellte Bernd Recknagel, von der Ellricher Feuerwehr. Die finanziellen Mittel fließen, werden jedoch dazu genutzt, um die Feuerwehren mit zusätzlichen Ausgaben auszustatten, sagte Recknagel. Eine gute Nachricht für ihn hatte Jutta Krauth, 1. Beigeordnete im Landratsamt. Die Investitionen werden abgearbeitet, nur der Zeitpunkt wird sich nach hinten verschieben. Die Schaffung der Stützpunktfeuerwehren ist im Haushalt fest eingeplant.

Über die Entwicklung des Arbeitsmarktes informierte Karsten Froböse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Nordhäuser Arbeitsagentur abschließend. Vor 20 Jahren gab es zu wenig Arbeitsplätze in der Region, jetzt hält sich die Zahl der Ausbildungsplätze und der Bewerber die Waage. Es gibt mittlerweile einen Wettbewerb um Arbeitskräfte in den Unternehmen. In der Metall- oder Elektroindustrie sowie im Gesundheitsbereich gibt es gute Chancen auf einen Arbeitsplatz. Ein Umdenken in den Betrieben hat stattgefunden.
Sandra Witzel
Autor: red

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