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Mi, 12:32 Uhr
09.01.2013

Eine besondere Siedlung

Bis in den letzten Winkel war der Große Plenarsaal im Historischen Landratsamt gestern Abend voll besetzt. Sogar zusätzliche Stühle wurden herbeigeschafft. Der Grund: Rund 100 Südharzer wollten mehr über die Ausgrabungen nahe der Unteren Grasmühle erfahren...

Vortrag im Plenarsaal (Foto: J. Piper) Vortrag im Plenarsaal (Foto: J. Piper)

Der Nordhäuser Geschichts- und Altertumsverein hatte den Grabungsleiter Björn Rauchfuß eingeladen, der gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Meyer vom Institut für Prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin die Fundstelle seit 2008 untersucht.

Die Archäologen vermuten dort eine Siedlung von ganz besonderen Einwanderern, nämlich Siedlern der Przeworsk-Kultur. Diese archäologische Kultur war in der Eisenzeit eigentlich auf dem Gebiet des heutigen Polen beheimatet, ist aber auch gewandert – hinauf nach Nordeuropa, Richtung Schwarzes Meer und eben auch nach Mitteldeutschland.

Von zwei Siedlungsphasen bei Leimbach gehen die Forscher derzeit aus: 700-500 Jahre v. Chr. und 200 Jahre v. Chr. bis etwas zu Christi Geburt. Die Siedlungslücke dazwischen erklären sich die Experten damit, dass die Siedler den Boden nicht mehr nutzen konnten. Denn es gibt Hinweise, dass durch Bodenerosionen, vielleicht verursacht durch starken Raubbau an der Natur wie Baumfällungen, Erde abgeflossen ist und damit der Boden unfruchtbar und unnutzbar wurde.

Warum sich diese prähistorischen Menschen ausgerechnet nahe Leimbach niederließen? „Möglich ist, dass das einzige freie Siedlungsgebiet hier am Harzrand lag“, so Björn Rauchfuß. Die Goldene Aue als fruchtbares Land, bekannt für ihre lange Siedlungsgeschichte, war damals schon dicht bewohnt. Möglich ist, dass die Einheimischen den neuen Siedlern diesen Platz „zugewiesen“ haben.

Ein weiterer Grund könnte der Toneisen­stein sein, den es dort gibt und den man zur Eisenverhüttung nutzt. Allerdings haben die Berliner Forscher bislang keine Belege dafür gefunden, dass die Przeworsk-Siedler dort Eisen verhüttet haben. Björn Rauchfuß hofft, in diesem Sommer vielleicht Hinweise auf eine Eisenverhüttung zu finden. Dann werden die Archäologen zum letzten Mal das Feld untersuchen. Nach Abschluss der Grabungen werden sie insgesamt rund 15.000 Quadratmeter unter die Lupe genommen haben.

Die Zuhörer des Vortrags gestern Abend erfuhren interessante Fakten zu den bisherigen Fundstücken. Die Keramikstücke deuten aufgrund ihrer Form und Verzierungen eindeutig auf die Przeworsk-Kultur hin. Außerdem fanden die Archäologen Werkzeuge zur Textilherstellung, Schmuckbroschen und bestattete Hunde. „Eine Überraschung und ein richtiger Glücksfall ist der Fund eines Unterkiefers eines Menschen, denn damals wurden die Toten normalerweise verbrannt“, sagte Björn Rauchfuß.

Weitere Untersuchungen des Knochens und des einzigen erhaltenen Zahns sollen nun im besten Fall die Herkunft des Menschen belegen. Ein frisches Fundstück aus dem vergangenen Sommer ist eine vergleichsweise große Menge gebrannten Lehms, der einmal ein Haus gewesen sein könnte. Warum die Siedlung endete, können die Forscher nur mutmaßen. Entweder sind die Siedler einfach weggezogen oder in der einheimischen Bevölkerung aufgegangen. Sicher ist, dass seitdem der Fundplatz nie wieder besiedelt, sondern nur landwirtschaftlich genutzt wurde.

Mehr zu den Erkenntnissen der Ausgrabungen wird Ende des Jahres im 38. Band „Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen“ erscheinen, kündigte Hans-Jürgen Grönke, Vorsitzender des Geschichtsvereins, an. Mit dem Vortrag im Plenarsaal haben der Verein und der Landkreis eine Vereinbarung umgesetzt, die sie beim letzten Marktplatz für Unternehmen und Gemeinnützige abgeschlossen hatten.
Vortrag im Plenarsaal (Foto: J. Piper)
Vortrag im Plenarsaal (Foto: J. Piper)
Vortrag im Plenarsaal (Foto: J. Piper)
Autor: red

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