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Do, 12:55 Uhr
03.11.2011

Richter Kropp: Nicht in den Westen

Vor 20 Jahren sind viele Menschen vom sogenannten Osten in den Westen gezogen, oft freiwillig, manchmal auch gezwungenermaßen, wenn es keine Arbeit gab. Noch heute leidet der Freistaat Thüringen unter dieser demografischen Entwicklung. Wie dies konkret aussieht, konnte man am Rande einer Sitzung des Familiengerichts in Sondershausen sehen...


Eine 16jährige lebte in Greußen mit Freund und Freundeskreis. Nächstes Jahr soll der qualifizierte Hauptschulabschluss folgen, dann eine Ausbildung. Der Kontakt mit der Mutter war eingeschlafen, man redete nicht mehr miteinander. Wohl die Schuld der Mutter, die nicht genügend Geld für Strom, Miete und Krankenversicherung der Tochter hatte.

Da half die Großmutter aus dem hessischen Kassel mit Rat und Tat. Dank ihrer Hilfe ist die junge Frau jetzt auch krankenversichert. Nun trat das Jugendamt des Kyffhäuserkreises auf dem Plan und regte eine verbindliche Gestaltung der elterlichen Sorge an – die Großmutter sollte diese bekommen.

Vor Familienrichter Christian Kropp vom Sondershäuser Amtsgericht herrschte zwischen Mutter, Großmutter und die 16jährige darüber auch Einigkeit. Verwundert zeigte sich der Familienrichter jedoch über die tatsächliche Ausgestaltung des Aufenthaltes: Die 16jährige sollte weiterhin bei ihrem Freund nach den Vorstellungen der Familie leben.

„Wer kontrolliert das alles?“, so die berechtigte Frage des Richters. Dagegen hielt die Großmutter, dass sie sich die Noten von der Hauptschule zukommen lasse. Wenn das Kind schlechte Noten habe, dann funktioniere das nicht und sie müsse in Kassel auf die Schule. „Nein, in den Westen gehe ich nicht“, so vehement die junge Frau.

Im Interesse der Parteien erfolgte die gewünschte Regelung, das Jugendamt des Kyffhäuserkreises wird sie akribisch kontrollieren. Was früher meist freiwillig erfolgte – der Wegzug in den Westen – wird bei der Jugend heute kritischer gesehen. Zu tief sind offensichtlich viele in ihrer ländlichen Region verwurzelt, und das ist auch gut so.

Ob die Noten der 16jährigen so gut sind, dass der Umzug in den Westen vermieden werden kann, wird dann die Zukunft zeigen.
Autor: nnz

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